Die Gebäude, in denen wir leben und arbeiten, haben sowohl eine praktische als auch eine ästhetische Funktion. Sie sollen uns nicht nur Schutz bieten, sondern auch außen gut aussehen und sich innen gut anfühlen und darüber hinaus die Werte ihrer Designer und Bewohner zum Ausdruck bringen. Da Wohnen eine unbedingte Notwendigkeit ist, spielen Gebäude eine wichtige Rolle für unser Leben und künftige Nachhaltigkeitsansätze.
„Gebäude sind Metaphern, mit deren Hilfe wir kommunizieren. Wir sagen „My home is my castle,“ und bezeichnen unser Haus oder unsere Wohnung oft als „Nest“ oder „Kommandozentrale“, so Professor Sirkka Heinonen vom Finland Futures Research Center der Universität Turku.
Professor Heinonen hat zum Beispiel untersucht, welche Botschaften futuristische Gebäude in Europa und Asien vermitteln. Im Rahmen eines Projekts, das Teil des EU-Forschungs- und Innovationsprogramms „Horizon Europe“ ist, studiert sie derzeit klimaneutrale und intelligente Städte.
Neue Metaphern sind so relevant, weil die Bauindustrie unter einem enormen Veränderungsdruck steht. Durch Urbanisierung und Bevölkerungswachstum steigt die Nachfrage nach neuem Wohn- und Arbeitsraum, während der Klimawandel dringend Maßnahmen zur Emissionsverringerung erfordert. Laut dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) ist die Bauindustrie für knapp 40 % der energiebezogenen Kohlendioxidemissionen (CO2) verantwortlich.
Der Einsatz von nachhaltig produziertem Holz ist eine wirksame Möglichkeit, Emissionen zu reduzieren. Bäume nehmen während ihres Wachstums CO2 auf und speichern es über einen langen Zeitraum im Holz.
„Ich denke, der Holzbau ist ein gutes Beispiel dafür, wie man langfristig nachhaltiges Wirtschaftswachstum planen kann, da er die Notwendigkeit der Emissionsreduzierung berücksichtigt“, so Heinonen. „Holzbauten sind umweltfreundlich. Darüber hinaus ist Holz als Material eine Metapher für Natur, Wald, Gesundheit, Schönheit und Wärme.“
Ausblick auf das Jahr 2050
Die Zukunftsforschung beschäftigt sich mit den auf verschiedenen Ebenen auftretenden gesellschaftlichen Veränderungen. Neben Megatrends wie dem Klimawandel, der Urbanisierung, dem Bevölkerungswachstum und der Alterung werden auch Nebentrends wie die zunehmende Vielfalt und Flexibilität der Lebensführung, die Digitalisierung, intelligente Gebäude, neue Gemeinschaften und die Philosophie des Teilens berücksichtigt.
Die größte Herausforderung besteht Heinonen zufolge darin, die Auswirkungen der sich verändernden Lebensweisen auf das Bauwesen zu prognostizieren.
„Das Wohnen als solches verändert sich kaum, wohl aber unsere Lebensweise. Die Menschen interessieren sich stärker für die im Wohnungsbau eingesetzten Materialien und Energielösungen. Vor allem bei Menschen, die ihren ökologischen Fußabdruck reduzieren wollen, wird der Holzbau in Zukunft immer beliebter werden“, sagt Heinonen voraus.
Heinonen fordert, dass wir alle – auch Unternehmen – darüber nachdenken, welche langfristigen Konsequenzen unser Handeln über einene Zeitraum von 20 bis 30 Jahren hat.
„Sie sollten vorausblicken und überlegen, in wieweit die heutigen Bauweisen und der Einsatz von Materialien und Energie den globalen Herausforderungen gerecht werden. Die wahren Gewinner in der Geschäftswelt werden die Unternehmen sein, für die Nachhaltigkeit bereits jetzt eine hohe Priorität besitzt und die nachhaltige Produkte und Dienstleistungen anbieten“, erklärt sie.
Die Zukunft ist nicht in Stein gemeißelt. Jeder kann durch seine Entscheidungen und sein Handeln etwas bewirken. Wir sollten darüber nachdenken, wie plausible Zukunftsszenarien aussehen könnten und wie die Zukunft sich idealerweise entwickeln sollte. Diese Art des „Träumens“ kann neue Ideen und Innovationsmöglichkeiten generieren.
„Trotz der offensichtlichen Vorteile des Holzbaus müssen wir, um seine Popularität zu steigern, gute Beispiele für gelungene Holzbauten besonders hervorheben. Das bedeutet, dass man nicht nur über das altbekannte Blockhaus spricht, sondern stattdessen Gebäude ins Rampenlicht stellt, die innovative Konzepte und eine zukunftsorientierte Ästhetik verkörpern. Denn nur wenn wir bereit sind, etwas Neues auszuprobieren, können wir die Entwicklung vorantreiben.“
Text: Janne Suokas